Gospersgrün ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Fraureuth und vielleicht auch der unauffälligste.
Fährt man die Verbindungsstraße Ruppertsgrün - Neumark entlang, so sieht man am Horizont die majestätische Burg Schönfels. Von Gospersgrün sind dabei nur einige wenige rote Ziegeldächer wahrzunehmen, denn der Ort ist malerisch in einem Tal mit einem Bachlauf eingebettet. Man ist geneigt zu sagen, daß der Ort sich etwas versteckt, um sein eigenes besonderes Flair zu erhalten.
Will man einen Ort beschreiben, so sollte ein kurzer Blick in dessen Geschichte nicht fehlen. Gospersgrün ist vermutlich im 11./ 12. Jahrhundert als Waldhufendorf entstanden. Fast die Hälfte aller Ortsnamen sind auf Vornamen zurückzuführen. Meist wurden darin die Gründer sogenannte Lokatoren verewigt. Der Name Gospersgrün oder früher Gozbertsgrün stammt eventuell von einem Gozberts -also eines Deutschen. Die Silbe „grün“ ist auf das Wort Groten – Weiden zurückzuführen.
Aus dem Jahre 1400 existiert eine Schenkungsurkunde, in der Markgraf Wilhelm von Meißen aus Zinsen von Lichtentanne, Schönfels und Gospersgrün den Altar in der Sankt Barbra Kapelle zu Lichtentanne stiftete.
Foto: © Robert Mehnert
Gospersgrün gehörte bis zu den Vogtländischen Kriegen (1354-1358) zum Vogtland.
Noch heute ist der hoch gelegene, sogenannte „ Rote Hof“ (wegen der dort liegende roten Erde) oder „ Grenzhof“ genannt, weithin im Unterdorf sichtbar. Dieses Anwesen war ein Junkersitz. Da die Vögte von Weida den Krieg verloren haben, mussten sie Gebiete als Wiedergutmachung abtreten und dazu gehörte unter anderem auch. Gospersgrün. Die Grenze wanderte nach Neumark und Gospersgrün wurde sächsisch.
In vielen Unterlagen ist zu lesen, daß Gospersgrün unter der Herrschaft von Alt-Schönfels stand. Diese Aussage stimmt nicht ganz, denn das Dorf teilten sich drei Herrschaften. Es waren dies die bereits erwähnte Herrschaft zu Alt-Schönfels, zu Rittergut Neumark und zu Rittergut Thanhof. Gründe für die Dreiteilung sind gegenwärtig nicht bekannt.
Im Jahre 1555 wurde Gospersgrün nach Beiersdorf gepfarrt.
Eine weitere Niederlage erlebte Gospersgrün, als dem Ort der Name des Bachlaufes aberkannt wurde. Der heutige „ Neumarker Bach“ war früher die „ Pleiße“ und hatte seien Quelle in Oberneumark. Hierzu gab es einen jahrelangen Streit, der letztendlich im Jahre 1915 von höherer Stelle für die Quelle Ebersbrunn entschieden wurde.
Die Pleiße/ der Neumarker Bach war sehr wasserreich. Was vermutlich dazu führte, daß sich drei Wasserradmühlen im Ort ansiedelten. Die „Obermühle“ ist nicht mehr vorhanden, die „Mittelmühle“ führt zur Zeit ein Schattendasein und die „Untere Mühle“ ist leider nicht zugänglich.
Etliche Teiche in Unterneumark sicherten die benötigten Wassermengen in den Trockenperioden.
Eine herrliche und sehenswerte Bogenbrücke, welche früher den Postweg nach Schönfels bildete, wurde im Jahre 2005 nach alter Vorlage wieder errichtet.
Im Oberdorf befand sich bis 1938 eine Ziegelei. Nach dem Krieg wurde diese Technik zur Herstellung von Nasspresssteinen verwendet, um den Bedarf an Heizmaterial zu decken.
Heute befindet sich an dieser Stelle ein stark frequentierter Fußballplatz.
Das eben erwähnte Vorwerk ist heute ein stark besuchtes Pferdeparadies des Agrarhofes von Gospersgrün, welches mit seiner urigen Kutscherstube mit Kreuzgewölbe und attraktiven Übernachtungsmöglichkeiten sehr gefragt ist.
Jedes Jahr am ersten Wochenende im Juni finden im Wechsel „Reiterfest“ oder „Hoffest“ auf dem Agrarhofgelände statt.
Wenn die dargestellte historische Kurzgeschichte des Ortes kein Interesse geweckt hat, dann vielleicht die idyllische Lage des Ortes. Dem Bachlauf entlang in Richtung Oberdorf etwas ansteigend passen sich die Häuser den Gegebenheiten der Natur an. Auf diesem Weg kann man herrliche gepflegte Vierseitenhöfe bewundern, deren Fachwerke den Charakter des Dorfes prägen. Gospergrün verfügt über sehr viel Baum-und Buschwerk und wird nicht umsonst die „Grüne Lunge von Zwickau“ genannt.
Der Ort wird stark von Wanderern; Fahrradfahrern und Freizeitsportler frequentiert, welche nach erfolgter Anstrengung im Agrarhof Gospersgrün oder der Eisdiele verweilen und ihre Kräfte auftanken können.
Seit einigen Jahren verläuft der wiederentdeckte „Jakobsweg“ durch den Ort. Aus Lichtentanne und Schönfels kommend, schlängelt er sich durch das Gospersgrüner Tal und setzt weiter in Richtung Neumark fort.
Als Fazit sei gesagt, wer in Gospersgrün Sensationen erwartet, ist fehl am Platz. Dieser Ort ist eher etwas für Naturfreunde - etwas für den zweiten Blick.